DVD
Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer. Gold Edition
Erschienen: |
Hamburg: S.A.D. Home Entertainment, 2008 |
Datum: |
25.09.2008 |
Ausgabe: |
Neuausgabe |
Umfang/Format: |
4x MiniDVD + 1x DVD-9 |
Bitrate: |
~ 4,5 Mbps |
EAN: |
4260169150015 |
Inhalt:
Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer - Teil 1-4 von 1976 auf je einer DVD -
digital überarbeitet
+ Untertitel für Hörgeschädigte
+ Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer - Teil 1-5 von 1961 (s/w)
Limitierte Auflage von 25.000 Stück
APK-Chronik-Kommentar:Die angebissene Leberkässtulle - sie lebe hoch!
29.09.2008 (MB)
"An fRAu MALTsan In xuMMRLANT, ALTE sTRsE 133, TRITE ETAsE LInxs" - einen Moment lang war ich wohl versucht, diese Adresse anzugeben, als ich mein Exemplar der "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer"-Gold-Edition bestellte. Doch hätte diese Webseite dadurch sicherlich auf die Rezension der DVD-Box verzichten müssen. Schweren Herzens machte ich folglich korrekte Angaben und halte heute nun das von vielen Fans der Serie seit geraumer Zeit heiß ersehnte Release in Händen. Immerhin erfreute sich die erste Veröffentlichung der Serie aus dem Jahr 2004 seinerzeit solch guten Absatzes, dass die Auflage nach Einstellung der Nachpressungen bald vergriffen war. Für späte Interessenten hieß es daher seit 2006: warten.
Nun: das Warten hat sich gelohnt. Nach "Urmel aus dem Eis" wurden jetzt auch die beiden "Jim Knopf"-Neuverfilmungen aus den 70er Jahren im kostspieligen aber für maximale Qualität bürgenden Einzelbildverfahren neu abgetastet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und lässt sehen... nämlich mehr, als je zu sehen war. Denn Sehen ist nicht immer gleich Sehen. Wer hat z.B. bis heute die angebissene Leberkässtulle im Durcheinander des viertelvorzwölfschen Thronsaals als solche bewusst wahrgenommen? Und wer das Bildnis des Jakob Fugger? Beim neuerlichen Filmgenuss lohnt also das genaue Hinsehen. Vieles gilt es zu entdecken, das bislang im Diffusen der Unschärfe untergegangen ist.
Bildqualität:
Deutlich schlägt sich die Qualität der Einzelbildabtastung in der Detailschärfe des Bildes nieder, dennoch gibt es hier einiges zu beanstanden. Im den DVDs beigefügten Booklet heißt es zwar "In der darauf folgenden Farbkorrektur wurde der Farbeindruck des gescannten Bildes dem Farbeindruck des Originals angeglichen. Durch die bestmögliche Herausarbeitung einer passenden Bandbreite an Farben und Kontrasten wurde so der gewünschte, ursprüngliche 'Look' erzielt", diesbezüglich muss jedoch festgestellt werden, dass in Fragen des Kontrastes leider das gesetzte Ziel verfehlt wurde. Der Kontrast fällt, wenn nicht im Allgemeinen, dann doch mindestens streckenweise zu hoch aus. Dabei gehen Details in hellen Flächen verloren. So mutiert, um nur ein ganz massives Beispiel anzuführen, der sonnenbeschienene Sand in der Wüste zu einer örtlich blendend weißen inhaltslosen Fläche.
Großes Lob muss tatsächlich der Farbbalance und der Sauberkeit des Bildes ausgesprochen werden. Nur sehr vereinzelt huscht für die Dauer eines Frames mal ein Fussel ins Bild.
Unerwartet ist wiederum die Tatsache, dass der Film von einer geringen Grobkörnigkeit gezeichnet ist - vielleicht von einem besser gemiedenen automatischen Filter herrührend? Sollte die Körnigkeit jedoch schon im Original enthalten gewesen sein, so hat man sich kluger Weise gegen den Einsatz eines Weichzeichners entschieden. Ein solcher hätte zweifelsohne, wie jeder automatische Filter, mehr zerstört als verbessert.
Ein weiterer jedoch sehr geringer Mangel der Filmfassung ist auch ein einzelnes Frame, welches, da es s/w daher kommt, bei 12'39" der 4.Folge wie eine Art Aufblitzen wahrnehmbar wird.
Als nicht schlecht aber fragwürdig muss erneut die technische Umsetzung des Filmes auf DVD betrachtet werden. Wie schon bei der Gold-Edition von "Urmel aus dem Eis" wird auch hier dem Rohling-Design (durchaus liebevoll gestaltet, bedruckt mit Motiven aus dem Film, außen Transparent und die Speicherfläche in Messing) der Vorrang vor durchaus möglicher besserer Bildqualität durch höhere Auflösung (sprich: geringere Komprimierung) gegeben. Hätte man den transparenten Scheiben, deren Zentrum MiniDVDs (also eben keine DVD-5, wie auf der Hülle angekündigt) bilden, tatsächlich DVD-5-Rohlinge vorgezogen, hätte man sich nicht auf eine durchschnittliche Bitrate von 4,5 Mbps beschränken müssen. Tatsächlich ist die Komprimierung hier so stark, dass man alle vier Folgen ohne weitere Komprimierung auf einer (!) DVD-5 hätte unterbringen können - einem Medium welches seit Jahren bei anderen Anbietern eigentlich keine Verwendung mehr für Programme von über 1,5Stunden Laufzeit findet.
Die zuvor schon beschriebene Detailschärfe der neuen Abtastung des Filmes wird zwar dennoch spürbar, doch werden ihre Möglichkeiten keinesweges im Rahmen des für das Medium DVD Möglichen ausgeschöpft.
Sicherlich wäre eine Publikation des Filmes auf BluRay-Disc erstrebenswert, aber auch eine Ausgabe aller vier Folgen auf einer DVD-9 mit einer Bitrate zwischen 7,5 und 8,5 Mbps hätte wohl vorerst genügt. Vielleicht könnte der aufmerksame Zuschauer dann sogar die Aufschriften der im Schloss verteilten Telefonbücher lesen - Details auf die man sicherlich verzichten kann, doch warum sollte man verzichten, wenn die neue Abtastung die Möglichkeit bietet?
Tonqualität:
Der Ton bietet nach wie vor bloß duales Mono - dies begründet sich jedoch im Ausgangsmaterial, welches eben nur als Mono angelegt war. Vielleicht sollte man die Entscheidung, keinen künstlichen Up-Mix zu erstellen, sogar begrüßen, da auf diese Weise die Originalität des Filmes nicht verändert, sondern derselbe nur in maximaler Bildqualität dem Publikum zugänglich gemacht wird.
Besondere Erwähnung muss an dieser Stelle ein Detail finden, welches dem Laien wohl nicht auffällt. Alle Ausstrahlungen und Kauf-Videos der letzen zwei Jahrzehnte wiesen ein stetes Echo auf (auf Rollen gelagerte Magnetbänder duplizieren den Ton einer Lage im Laufe der Zeit auf die angrenzenden Lagen). Im Rahmen dieser DVD ist von dieser Erscheinung jedoch nichts mehr zu hören. Offenbar ein sehr lobenswertes Ergebnis technischer Bearbeitung.
Ganz makellos ist der Ton jedoch nicht. Die 4. Folge ist konstant asynchron. Der Ton kommt einige Frames zu früh. Dies fällt nicht nur bei Klappmaulpuppen wie Frau Mahlzahn auf, sondern auch bei Dialogen und Schnitten. In der 2.Folge fehlt zudem bei 22'19" mitten in einem Satz ein Stück Ton. Dabei tritt aber keine Stille ein. Der Ton wird vielmehr einfach "übersprungen", so dass Jim statt "Wie ist das bloß so gekommen?" fragt "Wie ist das bloß so gekmen?" - ob dies ebenfalls eine Bild/Ton-Asynchronität nach sich zieht, konnte nicht festgestellt werden.
Bonus:
Als Bonus enthält das Set eine DVD-9 mit der Urfassung der Serie in s/w von 1961. Diese präsentiert sich in einer ähnlichen Bitrate wie der Hauptfilm: 4,4 - 4,8 Mbps. Da der 166 Minuten lange Fünfteiler auf einer DVD-9 liegt, stellt sich die Frage, warum dies so ist. Bei einer vergleichbaren Bitrate sollten auf einem 9er-Rohling zwischen 200 und 240 Minuten Platz finden. Die Rate hätte also durchaus etwas erhöht werden können.
Im Digipack findet sich außerdem ein Booklet, welches neben Produktionsnotizen und einer Kurzinformation über die digitale Neubearbeitung mit einigen Informationen über Jim Knopfs geistige Väter Michael Ende und Manfred Jenning, dem Text des Lummerland-Liedes, einer Inhaltsangabe zum Vierteiler und zahlreichen Bildern (7 von 1976 und 3 von 1961) aufwartet.
DVD-Ausstattung:
Die Menüs sämtlicher DVDs weisen verblüffender Weise die Musik der Serie von 1961 auf. Dies dürfte zwar nur Erbsenzähler stören, der Vollständigkeit halber sei es hier jedoch erwähnt. Das Menü der Bonus-DVD gestattet den Zugriff auf einzelne Folgen und die Abspielung des gesamten Inhalts. Sprungmarken innerhalb der Folgen gibt es auf keiner enthaltenen DVD. Die Untertitel für Hörgeschädigte halten sich nicht wörtlich an das Gesprochene, sind jedoch gut umgesetzt. Zugeschaltet werden können sie über das Menü genauso wie über die entsprechende Taste der Fernbedienung. Die Bonus-DVD bietet keine Untertitel.
Fazit: Dieses Set bietet den Film von 1976 in bisher noch nie gesehener Detailschärfe und Farbbrillanz. Enttäuschend sind die Kontrastverhältnisse mancher Szenen. Vermeidbar wären sicherlich auch der Tonfehler in Folge 2 und die Asynchronität der Folge 4 gewesen. Die Möglichkeiten des Mediums DVD werden hier nicht wirklich genutzt. Zu starke Komprimierung macht die Vorzüge des digitalen Mediums zunichte. Mit der 50 Minuten längeren Urfassung der Serie liegt diesem Set trefflicher Bonus bei.