Bühne | 2011
Der kleine Wassermann
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Premiere: | | 19.11.2011 |
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Buchvorlage: | |
Otfried Preußler |
Bearbeitung: | |
Martin Stefaniak |
Inszenierung: | |
Martin Stefaniak |
Puppenbau: | |
Christian Blank 1
Jürgen Marschall 2
Michael Marschall 3
Hannelore Marschall-Oehmichen (†) 4
Florian Moch 5
u. a. 6
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Kostüme: | |
Mareike Wittner |
Bühnenbild: | |
Andrea Graf |
Musik: | |
Martin Stefaniak |
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Inhaltsangabe:Im Haus des Wassermanns und seiner Frau herrscht helle Aufregung. Im Mühlenweiher hat sich Nachwuchs mit grünen Haaren und einer roten Zipfelmütze angekündigt, und nun kommen die Fische von nah und fern, um zu gratulieren. Bald schon will der kleine Wassermann, sehr zum Leidwesen seines besorgten Vaters, die Welt erkunden. Flink und unbeschwert schwimmt er über das Wassermannhaus, verfängt sich im Gestrüpp der Schlingpflanzen, schließt Freundschaft mit den Fischen, kümmert sich um die unachtsam von Menschen ins Wasser geworfenen Abfälle und sorgt für eine mittlere Katastrophe, als er während einer ausgedehnten Rutschpartie auf dem Zulauf des Mühlrades das Wasser des Teichs ablässt. Überhaupt hält es ihn nicht unter Wasser: Er will die Welt darüber erkunden …
Bühnenbild und Szenenfolge:
1. Bild: Vor dem Wassermannhaus
2. Bild: Vor dem Wassermannhaus / Im Nixenkrautwald
3. Bild: Am Ufer bei der Schleuse
4. Bild: Beim Mühlrad
5. Bild: Am Schrottsammelplatz des kleinen Wassermannes
Pause
6. Bild: Bei der Weide
7. Bild: Am Lagerfeuer
8. Bild: Vor und im Wassermannhaus
Figuren und Sprecher:
Der kleine Wassermann und der Karpfen Cyprinus
[© Fred Schöllhorn]
Kritiken/ Pressestimmen:Augsburger Allgemeine, 20.11.2011
"DER KLEINE WASSERMANN"
Überall in seinem Element
Die Augsburger Puppenkiste hat Otfried Preußlers Kinderbuchklassiker neu
inszeniert - mit Witz und Poesie.
Von Alois Knoller
Wenn schon mal der abgeklärte alte Karpfen Cyprinus in Panik gerät, ist die Sache
ernst. Dann lauert über dem Mühlenweiher der Angler, der herzlose Fischmörder,
auf die braven Silberschuppen. Nur sein tückischer Haken ist unter Wasser zu
sehen, aber dieser holt nur noch Krempel aus dem Teich. Denn der kleine
Wassermann trickst ihn nach Herzenslaune aus mit einem alten Schuh, mit der
Pfanne und schließlich mit dem löchrigen Topf, in dem er selbst als
einschüchternder Buhmann hinaufgezogen wird.
Hier spitzt sich die Inszenierung von Otfried Preußlers Kinderbuchklassiker „Der
kleine Wassermann“ in der Augsburger Puppenkiste dramatisch zu. Der pfiffige
Fratz mit den grünen Haaren wird zum Held. Selbst der altkluge Cyprinus wird nie
wieder über den nutzlosen Krempel mosern, den der kleine Wassermann als seine
Schätze tief am Teichgrund hortet. Und Papa Wassermann, der heimliche
Genießer, nimmt den Sohn prompt zu den Nebelfrauen mit, die zu seinem
Harfenspiel im Glanz des Vollmonds ihren flatterhaften Tanz vollziehen.
Einen echten Glücksgriff hat die Puppenkiste mit dieser Inszenierung getan, deren Stoff Martin Stefaniak wie ein großes, buntes Bilderbuch auf der Marionettenbühne aufblättert. Die Unterwasserwelt ist natürlich wie geschaffen für die Darsteller an Fäden, die schwerelos durch den Raum gleiten mit ihren bedächtigen Bewegungen. Dazu kommt das Phantasiereich der Pflanzen und Grotten, der silbrigen Fischleiber und schimmernden Lichtstimmungen, um die poetische
Illusion perfekt zu machen.
Ein Husten wegen trockener Füße
Ein besonderer Reiz geht von den beiden Welten unter und über Wasser aus,
deren Grenzen die Wassermänner wahrscheinlich als einzige Lebewesen mühelos
passieren können. Der Kleine staunt beim ersten Mal allerdings nicht schlecht über das dünne Wasser namens Luft und holt sich alsbald trockene Füße, sodass er
kräftig husten muss. Aber irgendwie findet er auch an der merkwürdigen Menschenwelt Gefallen. Zumal es dort gebratene Steine gibt, die sich als Kartoffeln aus dem Feuer auf dem Feld herausstellen. Und vor allem den Wasserschuss zum Mühlrad, auf dem es sich so rasant rutschen lässt, wenn man nur das Wehr am Weiher aufdreht. Papa Wassermann findet den Streich freilich gar nicht lustig und schimpft den Kleinen so, dass er verlegen mit dem Gummistiefel nach hinten tritt.
Bis in solche Kleinigkeiten der Puppenführung ist diese Inszenierung absolut
stimmig ausgearbeitet, sodass auch ganz kleine Kinder (ab drei Jahren) den
drolligen Episoden folgen können. Andrea Graf schuf ein detailreiches Bühnenbild
für beide Welten, dessen Bäume zum Beispiel aus besticktem Stoff bestehen.
Jürgen Marschall und Christian Blank schnitzten Marionetten von ausdrucksvoller
Individualität: Der kleine Wassermann mit breitem Kopf und langer roter
Zipfelmütze ist ein Lauser zum Knutschen, beim Karpfen Cyprinus wiederum fallen
das wundervolle Farbspiel seiner Flossen und sein wunderlicher Gesichtsausdruck
mit Monokel und breiten Lippen ins Auge.
Die unbefangene Naivität des kleinen Wassermanns bringt Robert Schwarze, ein
Domsingknabe, mit seiner hellen Stimme hervorragend rüber, während Peter Pius
Irl den Cyprinus im tiefen, breiten Bass schmollen lässt. Die Dialoge stecken voller Witz, ohne sich anzubiedern. Es genügen allein die skurrilen Einschätzungen des Kleinen, der hartnäckig den Hund des Müllers für einen großen Fisch hält. Die Musik von Martin Stefaniak mit Fagott und Flöte, Gitarre, Geige und Harfe parliert munter mal im pastoralen Ton, mal im Tanzschritt und mal wie ein Volkslied. Beseelt und beglückt verlässt man diese Vorstellung.
Weitere Vorstellungen bis 4. Dezember am Mittwoch (16 Uhr), Samstag (15 Uhr)
und Sonntag (14 und 16 Uhr). Karten: 0821/4503450.