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Bühne | 2002
Tischlein deck' dich



Premiere:16.11.2002
Buchvorlage: Jakob und Wilhelm Grimm
Bearbeitung: Andreas Becker
Inszenierung: Andreas Becker
Puppenbau: Andreas Becker
Kostüme: Imke Henze
Bühnenbild: Gertraut »Traudl« Vogler
Musik: Geoffrey Abbott
Inhaltsangabe:
Durch die Verleumdungen einer boshaften Ziege jagt ein Schneider seine drei Söhne fort. Zu spät merkt er, dass das Tier ihn betrogen hat. Bestrafen und fortjagen kann er es zwar, seine Söhne bekommt er aber freilich nicht zurück.
Der älteste ist mittlerweile zu einem Schreiner in die Lehre gegangen und als seine Zeit dort herum ist, bekommt er von seinem Meister ein Tischchen, dass zwar unscheinbar aber so hervorragend gearbeitet ist, dass ein Zauber in ihm wohnt. Wann immer man sagt »Tischlein deck' dich« beläd sich das kleine Möbelstück wie aus der Luft gewachsen umgehend mit den leckersten Speisen. Mit diesem Wunderding, da ist sich der Junge sicher, wird ihn sein Vater wieder aufnehmen und er begibt sich auf den Heimweg. Unterwegs macht er jedoch in einem Wirtshaus Halt und arglos wie er ist hält er das Geheimnis des Tischchens nicht geheim. Der Wirt tauscht daher in der selben Nacht, als alles schläft, das Tischlein gegen ein anderes aus, das dem »Tischlein deck dich« derart gleich sieht, dass der junge Schreiner den Betrug erst daheim bei seinem Vater bemerkt.
Der zweite Sohn, einst zu einem Müller in die Lehre gekommen und von diesem mit einem Goldstücke kürtelnden Esel großzügig belohnt, kehrt nun wie der Zufall es will geradewegs in das selbe Wirtshaus ein. Als er seine Mahlzeit zahlen will und feststellt, dass sein Geld nicht ausreicht, leiht er sich ein Tischtuch und geht in den Stall. Der Wirt aber beobachtet ihn durch ein Astloch in der Wand, sieht, dass der junge Müller den Esel auf das Tuch stellt und umgehend einen Goldregen aus des Esels Hinterteil empfängt. In der Nacht tauscht der gierige Wirt daher den wundertätigen Esel gegen einen gewöhnlichen Esel aus und auch dieser Betrug fällt erst daheim beim Vater auf.
Aus dem jüngsten Sohn war nunmehr ein Drechsler geworden und auch er bekam von seinem Meister ein zauberisches Abschiedsgeschenk: einen Prügel, der, hat einem jemand etwas zuleide getan und spricht man die Worte »Knüppel aus dem Sack« solange die gerechte Strafe austeilt, bis dass man ihn in den Sack zurück befehligt. Nach einiger Zeit des Wanderns kommt nun auch der junge Drechsler in das Wirtshaus, wo der Wirt mit seinem ergaunerten Tischlein deck dich und seinem Esel streck dich prahlt. Der Schneiderssohn tut beeindruckt, gibt aber an, dass diese Schätze wohl nicht mit dem Inhalt seines Sackes mithalten könnten. Dies macht den Wirt neugierig. Er vermutet Edelsteine oder andere Dinge von hohem Wert in dem Sack und so schleicht er des Nachts in das Zimmer des Jungen, der nur darauf wartet. Der Wirt erhält seine gerechte Strafe und der jüngste bringt seinen älteren Brüdern ihre Habe zurück.

Informationen:
Bei der stimmlichen Besetzung stand für Andreas Becker eines fest: wenn nur irgendwie möglich, wollte er Marianne Wischmann für eine Rolle nach Augsburg holen.
Marianne Wischmann? Kennen Sie nicht? Kennen Sie garantiert! Die am 20.10.1921 in Düsseldorf geborene Schauspielerin war nicht nur in den 50er Jahren regelmäßig auf der Kinoleinwand zu sehen, sie leistete seither auch eine unüberschaubare Menge an Synchronarbeit. So lieh sie zum Beispiel Ingrid Bergman in dem Hitchcock-Klassiker Berüchtigt, Anita Ekberg in Das süße Leben und Olivia de Havilland in Wiegenlied für eine Leiche ihre Stimme.
Sehr vielen wird sie aber auch aus zahlreichen TV-Serien bekannt sein. Zum Beispiel als Miss Piggy in der Muppet Show, als Mrs. Ochmonek in ALF, als Herzkönigin in der Zeichentrickserie Alice im Wunderland, als Sylvia Fine in Die Nanny und nicht zu letzt als die Ameisenbärin »Blaue Elise« in Der rosarote Panther.

Bühnenbild und Szenenfolge:
01. Bild: Auf der Wiese
02. Bild: Vor dem Hufschmiedhaus
03. Bild: Garten der Weberin
04. Bild: Vor dem Schneiderhaus
05. Bild: Kreuzweg
06. Bild: Tischlerei / Mühle
07. Bild: Im Wirtshaus
Pause
08. Bild: Im Wirtshaus
09. Bild: In der Drechselstube
10. Bild: Vor dem Wirtshaus
11. Bild: Im Wirtshaus
12. Bild: Vor dem Schneiderhaus
Figuren und Sprecher:
Schneider, Vater von drei Söhnen
Günter Knecht
Tobias, erster Sohn
Gerd Meyer
Daniel, zweiter Sohn
Michael Haake
Peter, jüngster Sohn
Frank Watzke
Agatha, Schneiders Ziege
Christel Peschke
Frau des Korbflechters
Margot Schellemann
Frau des Hufschmieds
Christel Peschke
Frau des Webers
Ila Stuckenberg
Müller
Fred Alexander
Tischler
Dieter Goertz
Drechsler
Thomas Schneider
Bricklebrit, Esel von goldigem Innenleben
Stefan Schmieder
Graubein, ein alter Mülleresel
Peter Scheerbaum
Esel der Wirtsleute
Martin Stefaniak
Mattes, dicker Wirt
Walter Schellemann
Jettl, seine Frau
Marianne Wischmann
Drechslers Katze
Christel Peschke
Drechslers Kanarienvogel
Katharina Quast
eine kleine Maus
Sabine Mittelhammer

Kritiken/ Pressestimmen:
Das überwindliche Böse
Puppenkiste inszeniert faszinierend "Tischlein deck dich"
Der Ehrliche ist der Dumme? Fast scheint es selbst im Märchen so zu laufen, wäre da nicht der "Knüppel aus dem Sack", der auf seine Weise der Gerechtigkeit zum Sieg verhilft. In der neuen Inszenierung der Puppenkiste vom "Tischlein deck dich" krönt der tanzende Prügel ein bezauberndes und poetisches Marionettenspiel, das mit leichter Hand selbst die bösen Seiten des Lebens als überwindbare Widrigkeiten darstellt.
       Große Glücksmomente erlebte man bei der Premiere am Samstag in der Puppenkiste. An der Inszenierung von Andreas Becker stimmt einfach alles: Beckers Figuren mit der Knollennase, aufwändig in altväterliches Wams gekleidet von Imke Henze, sowie die süßen Tierfiguren, wo das Mauseschwänzchen zittert und Eselsohren wackeln; die farbenfrohen Kulissen von Traudl Vogler wie aus dem Bilderbuch mit so hübschen Details wie den drehenden Zahnrädern an der Mühle oder die versenkbaren Blüten, wenn sich die Schneidersziege über sie hermacht. Ganz besonders rundet die Musik von Geoffrey Abbott im Volkston mit Zither, Klarinette und Akkordeon die Inszenierung ab. Das Duett von Katz und Spatz "Miau-miau-diri-diri-di" hat Ohrwurmqualität und wird sofort mitgesungen. Andreas Becker belässt das Grimmsche Märchen in seiner altertümlichen Welt. Die Schauplätze in Alpenlandschaft, in pittoresken Werkstätten und der spinnwebenverhangenen Wirtsstube wirken unmittelbar vertraut. Auch die Dialogsprache hat ein gehobenes Niveau, mitunter reden die Figuren sogar in Reimen miteinander. Wenn nicht gesungen wird. Vier lange Lehrjahre beim Tischler und beim Müller werden auf diese Weise zu einem kurzweiligen Vergnügen. Den Kindern zeigt sich ein harmonisches Meisterbild sehen sie Tischlerei und Mühle zugleich, doch agiert in diesem Singspiel jede Hälfte eigenständig - bis auf einen witzigen Rempler.
       Mit vergnügter Clownerie spielt Andreas Becker die Szenen der verschlagenen Wirtsleute aus. Die Kinder ahnen sofort, dass die beiden zwar hinterhältig sind, aber nicht besonders helle auf der Platte. Mattes und Jettl, von Walter Schellemann und Marianne Wischmann mit passenden doofen Stimmen ausgestattet, zanken und verbünden sich, wie es Pack sprichwörtlich eigen ist. Effektvoll setzten sie dabei ihre dicken Bäuche ein. Besonders viel Spaß macht ihr Streit um das Menü auf dem wunderlich Tischlein: Ein Gedeck ums andere fliegt in Windeseile heran und davon, wobei der Braten tatsächlich dampft.
       Staunenswerterweise kann der Esel Bricklebritt wirklich klimpernde Goldstücke speien, während sein boshaft ausgetauschter Artgenosse braune Bollen serviert ... Entzückende Rollen haben die kleinen Tiere, vor allem die freche Maus im Wirtshaus, die am Ende zu einer großen Überraschung kommt.
       Natürlich geht das Märchen gut aus, wie ein ironischer Einwurf es einfordert. Endlich gehen sogar dem Schneider die Augen auf und er durchschaut das falsche Spiel seiner Ziege, die ihn beinahe um seine drei Söhne gebracht hätte. Die Nachbarinnen wussten es längst. Auch die Erwachsenen gehen bereichert aus diesem Spiel. (Zu sehen bis 1.12. und ab 2.1.)

       Alois Knoller in Augsburger Allgemeine Nr. 266, 18. November 2002
Bezüge zu anderen Produktionen:

Weitere Inszenierungen des Stoffes auf Basis anderer Textfassungen
A) 1950: Tischlein deck dich, Esel streck dich, Knüppel aus dem Sack!
B) 1965: Tischlein deck dich, Esel streck dich, Knüppel aus dem Sack!
Archivmaterial:

Druckmedien (13)
  • 1)   Programmheft/Programmzettel | Tischlein deck' dich. Augsburger Puppenkiste. Oehmichens Marionettentheater. 2003
  • 2)   Programmheft/Programmzettel | Tischlein deck' dich. Augsburger Puppenkiste. Oehmichens Marionettentheater. 2004
  • 3)   Programmheft/Programmzettel | Tischlein deck' dich. Augsburger Puppenkiste. Oehmichens Marionettentheater. 2007
  • 4)   Programmheft/Programmzettel | Tischlein deck' dich. Augsburger Puppenkiste. Oehmichens Marionettentheater. 2008
  • 5)   Programmheft/Programmzettel | Tischlein deck' dich. Augsburger Puppenkiste. Oehmichens Marionettentheater. 2014
  • 6)   Programmheft/Programmzettel | Tischlein deck' dich. Augsburger Puppenkiste. Oehmichens Marionettentheater. 2015
  • 7)   Programmheft/Programmzettel | Tischlein deck' dich. Augsburger Puppenkiste. Oehmichens Marionettentheater. 2016
  • 8)   Programmheft/Programmzettel | Tischlein deck' dich. Augsburger Puppenkiste. Oehmichens Marionettentheater. 2019
  • 9)   Zeitungsartikel | Knoller, Alois: Das überwindliche Böse. Puppenkiste inszeniert faszinierend "Tischlein deck dich". In: Augsburger Allgemeine Zeitung, Nr. 266 vom 18. November 2002
  • 10)   Zeitungsartikel | Mitulla, Roswitha: Ein Stück im Schlaf. "Tischlein-deck-dich" der Gebrüder Grimm feierte Premiere in der Puppenkiste. Die deutsche Stimme .... In: StadtZeitung (StaZ) Augsburg vom 20. November 2002
  • 11)   Zeitschriftenartikel | Ein Theater mit Zukunft. Die Augsburger Puppenkiste feiert ihr 75-jähriges Bestehen und erfindet sich immer wieder neu. In: Puppen Menschen & Objekte. Theaterzeitschrift, Jg. 2023, Nr. 126 (2023/1), 2023, S. 8-10
  • Sonstiges (1)
  • 1)   Hausrat/Dekoration | Herr, Elmar: Postkarte »Tischlein deck dich«. Augsburg: Augsburger Puppenkiste, 2002
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