Film & Fernsehen | 1959
Die Muminfamilie – Eine drollige Gesellschaft
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Erstausstrahlung: | |
So., 16.08.1959 14:30–14:58 Uhr
Deutsches Fernsehen |
Gesamtlaufzeit (PAL): | | ca. 165′55″ |
Bild: | | 4:3 in Schwarz/Weiß |
Konservierung: | | FAZ zzgl. Magnetfilm 16mm (reines Tonband) Teilweise erhalten 1
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Buchvorlage: | |
Tove Jansson 2
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Drehbuch: | |
Manfred Jenning |
Regie: | |
Harald Schäfer |
Puppenbau: | |
Hannelore Marschall-Oehmichen |
Kostüme: | |
Rose Oehmichen |
Bühnenbild: | |
Hannelore Marschall-Oehmichen |
Bühnenbau/ Dekoration: | |
Gertraut »Traudl« Vogler |
Musikal. Einrichtung: | |
Hermann Amann 3
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Musiker: | |
Die Drei vom Hinterhof |
Redaktion: | |
Helga Mauersberger |
Produktion: | |
Hessischer Rundfunk |
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Inhaltsangabe:Als im jungen Frühling die Sonne endlich den Schnee verschwinden lässt und die kleinen Hügel des Mumintals wieder zum Vorschein bringt, sind der kleine Mumin und Schnupferich die ersten, die aus dem Winterschlaf erwachen. Gemeinsam finden sie einen merkwürdigen Zylinderhut, mit wundersamen Eigenschaften. Er folgt den beiden Frühaufstehern wie ein treuer Hund, scheint zu wachsen und sorgt auch sonst für mancherlei Überraschung. Die Angelegenheit wird richtig unheimlich, als sich herausstellt, dass alle Mumins im vergangenen Winterschlaf denselben Traum hatten: Ein großer Mann mit einem großen schwarzen Hut und glutroten Augen spielte darin eine zentrale Rolle … doch noch ehe das Rätsel um den Hut gelöst ist, gibt es neue Probleme. Zwei kleine Fremde mit den Namen Tofslan und Vifslan bitten die Muminfamilie um Hilfe. Die eisige Morra verfolgt sie und will ihnen ihren einzigen Besitz, den sie verborgen in einem Koffer mit sich herum tragen, rauben. Da können die gutmütigen Mumins ihnen freilich die erbetene Hilfe nicht vorenthalten und damit beginnen die Probleme, denn mit eisigen Morras ist bekanntlich nicht zu spaßen.
Informationen:Die Serie wurde live von der Rundfunk-Ausstellung (14. bis 23. August 1959) in Frankfurt am Main gesendet. Dazu war die Reisebühne der Puppenkiste auf dem Messegelände vor Fernsehkameras aufgebaut worden. Es öffneten sich folglich bei diesen Vorstellungen nicht die seit 1957 gebräuchlichen Deckel der kleinen TV-Puppenkiste (auch Insert-Kasten genannt), sondern die großen Deckel der Reisebühne.
Anmoderiert und zwischendurch zuweilen auch kommentiert wurden die sechs Folgen von
Hilde Nocker, für die direkt neben den Deckeln der Puppenkiste ein Moderatorentisch aufgestellt war. Sie moderierte jedoch nicht allein. Ihr zur Seite stand die Figur »Snork«, die von Puppenspielerin
Margot Schellemann geführt wurde und neben
Hilde Nocker auf dem Tisch agierte.
Und so begann es:
Ansagerin: Hallo liebe Kinder. Wie schön, dass ihr zuschaut, denn das Deutsche Fernsehen hat eine Überraschung für euch. Für euch hier auf der Rundfunk-Ausstellung und auch für euch daheim vor den Bildschirmen. – Sagt, habt ihr schon einmal von der Muminfamilie gehört? – Nein? Na, dann passt mal auf, denn …
Snork: (noch unsichtbar, unterm Tisch) Pu-Hu! Pu-Hu!!!!! Ach, mein schönes Fräulein, bitte, helfen sie mir doch mal rauf, ja?!
Ansagerin: (tut es) Nanu, wer bist du denn?
Snork: Vielen Dank, äußerst liebenswürdig. Dankeschön. Ich bin Snork!
Ansagerin: Snork?
Snork: Snork, jawohl. Schöner Name, nicht wahr? Und wie heißen Sie?
Ansagerin: Hilde Nocker.
Snork: Auch ein sehr schöner Name. Hilde. Ich sag gleich mal „du“ zu Dir. – Darf ich?
Ansagerin: Ja, wenn du mir sagst, wo du her kommst.
Snork: Geheimnis!! Kann ich leider nicht verraten. Aber … du sprachst da eben von der Muminfamilie?
Ansagerin: Freilich.
Snork: Ganz reizend von dir. Ich bin nämlich ein sehr naher Verwandter der Muminfamilie. Eigentlich gehöre ich ja richtig dazu, aber ich bin meist auf Reisen und drum.
Ansagerin: Ja, lieber Snork. Dann kannst du ja gleich was erzählen von der Muminfamilie.
Snork: Von der drolligen Gesellschaft? Ja, gern. Also: Die Muminfamilie lebt im Mumintal. Du hast nicht zufällig eine Karte vom Mumintal?
Ansagerin: Leider nein.
Snork: Das macht gar nichts. Ich bring das nächstemal eine mit, selbstgezeichnet. – Also: Im Mumintal, etwas links, da steht das Muminhaus. Und darin wohnen der Muminvater, die Muminmutter und Mumin. Das sind mal drei. Dann noch Schnüferl, Schnupferich, Hemul und das Snorkmädchen, das sind vier. Drei und vier sind sechs.
Ansagerin: Nein, das sind sieben, Snork.
Snork: Wirklich? Nun, wir wollen darüber nicht streiten. Aber ich weiß doch ganz gewiss, dass es acht … ah ja, der Bisam. Aber der wohnt eigentlich gar nicht mehr im Haus. Der ist ausquartiert worden, weil er eine gar zu stinkende Pfeife rauchte. Ein entsetzliches Kraut, sag ich dir. Haselnussblätter in Tannenhonig gebeizt und sonnengetrocknet. Klingt ja ganz gut, stinkt aber grausam. Na, das ist aber jetzt nicht wichtig. Also, die Muminfamilie … Du hast doch hoffentlich Zeit?
Ansagerin: Natürlich haben wir Zeit.
Snork: Wieso wir?
Ansagerin: (deutet in die Kamera, Snork folgt dem Wink)
Snork: Ach so … ja … ach du liebe Güte … so eine Menge Kinder. Pi-hu, alle miteinander!! Pi-huuu!! Du Fritzle, putz dir deine Nas`, sonst fällt das Tröpfle runner!! — Ja, wo fang ich jetzt an?
Ansagerin: Am besten von Anfang.
Snork: Glänzende Idee. Also passt auf!! Im fernen Mumintal, da war der Winter eingekehrt. Und der blieb nun den ganzen Winter über da, und deckte das ganze Land mit weichem Schnee zu. Die Muminfamilie war in die Betten gekrochen und schlief den langen Winterschlaf. Die Wochen vergingen und so musste endlich der Tag kommen, an dem das große Licht am Himmel wieder heller schien, und die grossen und kleinen Eiszapfen an den Bäumen zu weinen begannen. Und mit dem ersten Frühlingstag, kam auch der Kuckuck ins Mumintal um die Schläfer zu wecken. Aber warum soll ich erst lange erzählen. Ihr könnt es ja gleich schon sehen, wenn’s los geht. Und: auf los, gehts los.
(zur Ansagerin) Sag: los!!
Ansagerin: Los!!!
Und damit wendeten sich die beiden der Kiste zu, die sich öffnete – und das Spiel begann. Doch die Geschichte war noch nicht auserzählt, da schlossen sich die Deckel gut eine halbe Stunde später wieder. Weiter ging es darum an den nächsten fünf Tagen.
Da die Vorstellungen nicht nur für die Live-Fernsehkameras sondern auch für das Messe-Publikum stattfanden, verzichtete man auf den sonst üblichen Vor- und Abspann und beschränkte sich auf das Öffnen und Schließen von Deckeln und Vorhang zu einem kurzen musikalischen Thema – ganz wie bei einer Vorstellung im Theater.
Die sechs Live-Sendungen wurden dabei mit einer Filmkamera von einem Fernsehmonitor mitgefilmt und so eine Filmaufzeichnung (FAZ) für potentielle Wiederholungen angelegt.
Die nachfolgend gelisteten teilweise sekundengenauen (mindestens aber minutengenauen) Angaben zu den Sendezeiten konnten den Sendeprotokollen entnommen werden, die der Bayerischer Rundfunk für das Programm des Deutschen Fernsehens angelegt hat. Leider ist zum 17.08.1959 kein Protokoll erhalten, so dass in diesem Fall nur die Sendezeiten der vorherigen Programmankündigung ausgewertet werden konnten.
Episodentitel (Erstausstrahlung - Laufzeit):
1. Folge: Der geheimnisvolle Fund
(So., 16.08.1959 • 14:30–14:59 Uhr • ca. 28′ 45″) 4
2. Folge: Die Verwandlung
(Mo., 17.08.1959 • 14:30–15:00 Uhr • ca. 30′) 5
3. Folge: Der Urwald
(Di., 18.08.1959 • 14:30–14:56 Uhr • ca. 26′) 6
4. Folge: Der Ausflug
(Mi., 19.08.1959 • 14:30–14:55 Uhr • ca. 25′) 7
5. Folge: Die Gäste
(Do., 20.08.1959 • 14:30–14:59 Uhr • 28′25″) 8
6. Folge: Das große Fest
(Fr., 21.08.1959 • 14:30–14:58 Uhr • 27′45″) 9
Figuren und Sprecher:
Produktionsdaten:02.07.1959: Proben
03.07.1959: Proben
04.07.1959: Proben
03.08.1959: Proben
04.08.1959: Proben
05.08.1959: Proben
06.08.1959: Proben
07.08.1959: Proben
08.08.1959: Proben
15.08.1959: Fahrt nach Frankfurt, Aufbau Reisebühne
21.08.1959: Nach Ende der sechsten Sendung Rückfart nach Augsburg
Mumin trifft Schnupferich bei der Brücke im Mumintal. Der hat dort etwas seltsames entdeckt: einen Hut, der einen eigenen Willen zu haben scheint.
[© Fotostudio Meile]
Mumin, Schnüferl und Schnupferich beäugen misstrauisch den merkwürdigen Hut – ist der etwa in der Zwischenzeit gewachsen?
[© Fotostudio Meile]
Mumin reitet auf einem der Wölkchen, die aus dem rätselhaften Zylinder geschwebt kamen
[© Fotostudio Meile]
Schnupferich, Mumin, Schnüferl und das Snorkmädchen durchwandern das Mumintal
[© Fotostudio Meile]
Mumin wurde vom Zylinder in den »König von Californien« verwandelt
[© Fotostudio Meile]
Der Zauberer mit den rubinroten Augen durchstreift die Nacht auf der Suche nach dem Königsrubin.
[© Fotostudio Meile]
Hemul soll den unheimlichen Zylinder auf Bitten der Muminmutter fortschaffen … doch der lässt sich nicht so leicht erwischen.
[© Fotostudio Meile]
Mumin bringt dem Snorkmädchen ein nächtliches Ständchen
[© Fotostudio Meile]
Hemul, Schnüferl, das Snorkmädchen und der Muminvater auf hoher See
[© Fotostudio Meile]
Hemul flüchtet sich vor den Hatifnatten auf deren heiliges Barometer
[© Fotostudio Meile]
Muminvater und Muminmutter im Muminhaus
[© Fotostudio Meile]
Fifslan und Tofslan
[© Fotostudio Meile]
Muminvater und die eisige Morra
[© Fotostudio Meile]
Weitere Informationen:Die 1959 hergestellten Filmaufzeichnungen (FAZ) der Live-Übertragungen erwiesen sich als wenig geeignet für Wiederholungssendungen. Der von der etablierten Optik abweichende Kistendeckel und das Fehlen von Vor- und Abspann störten Redakteurin
Helga Mauersberger, die entschieden hatte, die Puppenkiste zu einem stetig wiederkehrenden Bestandteil des HR-Nachmittagsprogramms zu machen. Dazu war ihr jedoch eine klare Linie mit optischem Wiedererkennungswert wichtig – es sollte immer derselbe Kistendeckel erscheinen.
Dies hatte zur Folge, dass während des Drehs (09.–14.05.1960) zu den Episoden 7–12 (
Sturm im Mumintal) auch einige Minuten neuen Materials für die Episoden 1–6 entstanden, um diese für spätere Wiederholungssendungen nutzbar zu machen. Die so gedrehten neuen Vor- und Abspänne mit dem kleinen TV-Kistendeckel ersetzten fortan die Vor- und Abspänne in der FAZ von 1959. Das daraus entfernte Filmmaterial, das die Deckel der Reisebühne zeigte, wurde vermutlich vernichtet.
Diese Wiederholungsfassung (jeweils bestehend aus der Anmoderation von 1959, dem Vorspann von 1960, der Spielhandlung von 1959 und dem Abspann von 1960) ging an folgenden Tagen erstmals auf Sendung (exakte Uhrzeiten laut Sendeprotokollen):
1. Folge: Der geheimnisvolle Fund (So., 12.02.1961 - 15:10–15:40 Uhr - ca. 30′)
2. Folge: Die Verwandlung (So., 19.02.1961 - 14:01–14:25 Uhr - ca. 24′)
3. Folge: Der Urwald (26.02.1961 - 14:33–14:57:30 Uhr - 24′30″)
4. Folge: Der Ausflug (So., 05.03.1961 - 14:33–14:58 Uhr - ca. 25′)
5. Folge: Die Gäste (So., 12.03.1961 - 14:30–14:57 Uhr - ca. 27′)
6. Folge: Das große Fest (So., 19.03.1961 - 14:30–14:57:40 Uhr - 27′40″)
Diese erste Sendung der neu montierten Fassung blieb zugleich auch die letzte, denn im Jahr 1963 sollte die Serie im Programm des Österreichischen Rundfunks (ORF) ausgestrahlt werden. Dazu wurden die Ansagen und Überleitungen der deutschen Moderatorin Hilde Nocker mit Snork herausgeschnitten. Lediglich zwei kurze Intermezzi, die den Snork allein zeigten, wurden im Film belassen. Die Folgen begannen fortan also mit dem Kistendeckel und waren folglich jeweils einige Minuten kürzer.
Leider wurde auch dieses Material vermutlich vernichtet. Heute ist laut Angaben des HR nur noch die 1963 hergestellte Fassung ohne Moderationen erhalten.
Die Sendungen des ORF begannen am 24. März 1963, sind jedoch nicht im Detail bekannt.
In Deutschland ging die Serie in dieser Fassung erstmals 1969 an folgenden Tagen im Hessischen Fernsehprogramm auf Sendung (Laufzeiten entsprechen dem erhaltenen Filmmaterial):
1. Folge: Der geheimnisvolle Fund (So., 01.10.1969- 19:00–19:30 Uhr - 22′59″)
2. Folge: Die Verwandlung (So., 02.10.1969 - 19:00–19:30 Uhr - 20′10″)
3. Folge: Der Urwald (06.10.1969 - 19:00–19:30 Uhr - 21′27″)
4. Folge: Der Ausflug (So., 07.10.1969 - 19:00–19:30 Uhr - 20′40″)
5. Folge: Die Gäste (So., 08.10.1969 - 19:00–19:30 Uhr - 22′54″)
6. Folge: Das große Fest (So., 09.10.1969 - 19:00–19:30 Uhr - 23′03″)