Film & Fernsehen | 1958
Cenodoxus – Doctor von Paris
| | |
Erstausstrahlung: | |
Mo., 24.03.1958 21:03–22:26 Uhr
Deutsches Fernsehen |
Laufzeit (PAL): | | 82′49″ |
Bild: | | 4:3 in Schwarz/Weiß |
Konservierung: | | Umkehr-Film 16mm zzgl. Magnetfilm 16mm (reines Tonband) Vollständig erhalten |
| | |
| | |
Theatertext: | |
Jakob Bidermann 1
Joseph Gregor 2
|
Inszenierung: | |
Walter Oehmichen |
Fernseh-Regie: | |
Elisabeth Kern |
Puppenbau: | |
Hannelore Marschall-Oehmichen |
Kostüme: | |
Rose Oehmichen |
Bühnenbild: | |
Peter Scharff |
Musik: | |
Elmer Bernstein 3
|
Produktion: | |
Bayerischer Rundfunk |
| | |
Inhaltsangabe:Die Comico Tragödie
Cenodoxus ist eine Variation des
Jedermann-Stoffes. Sie stellt die Frage nach dem Schein und Sein in den Mittelpunkt, erzählt von Leben, Tod und Verdammung des beliebten und gelehrten Advokaten Doktor Cenodoxus und behandelt Stoff aus dem Leben des Heiligen Bruno, des Stifters des Kartäuserordens.
Zu Beginn des Spiels verjagt Cenodoxus' Hausfrau Dama den Schmeichler und Parasiten Mariscus mit der Bemerkung, im Haus des Doktors sei die Pest ausgebrochen. Die Szene antizipiert das Stück, denn das Haus ist – allerdings nur im übertragenen Sinne – wirklich verseucht. Die teuflische Flamme Philautia (die Eigenliebe) in Gestalt einer jungen Frau hat sich bereits vor geraumer Zeit im Hause eingenistet und trachtet danach, den Hausherrn zu versündigen.
Cenodoxus repräsentiert jedoch nicht den sündigen Menschen schlechthin, sondern vielmehr einen »Scheinheiligen«, der überall zwar als Humanist, Gelehrter und zutiefst gläubiger Christ bekannt ist, diese Fassade jedoch nur um seines Ansehens Willen vorgibt.
So bemerkt Luzifers loyalster Anhänger Asteroth (der Grossherzog der Hölle) gegenüber Panurgus, dem Teufel der Gelehrsamkeit ganz richtig: »Der Ruf dieses Mannes macht ihn selbst dem Himmel unverdächtig.« Aus diesem Grund wird in Form der mächtigen Hypocrisis (der Gleißnerei), die als Schlange bereits Eva verführte, ein weiterer Teufel in Frauengestalt auf die Erde entsandt. Sie soll dort triumphieren, wo Philautia scheiterte. Cenodoxus soll Gott fluchen!
Diese Anballung teuflischer Mächte kann der Himmel jedoch nicht unbeachtet lassen. Wurde Cenodoxus bislang lediglich von seinem Schutzengel, der ihm unerkannt unter dem Namen Albertus zur Seite stand, geschützt, erhält dieser nun Hilfe von Conscientia (dem Gewissen), welche unter dem Namen Magda in des Doktors Leben tritt.
Es beginnt ein Tauziehen der Mächte um des Gelehrten Seele, bis schließlich Morbus (die Krankheit) auf den Plan tritt und Cenodoxus dem Tod in die Hände spielt, noch bevor der hin und her gerissene Mensch seinen Schöpfer geflucht hat. Die Hölle scheint den Kampf verloren zu haben, doch selbst die vorbildliche Haltung eines christlichen Weisen, die Cenodoxus noch auf dem Sterbebett wahrt, geht auf Philautias Einflüsterungen zurück, sodass auch hier alles Verdienstliche fehlt.
Somit ist das Tauziehen also noch nicht beendet: Der Kampf wird nun lediglich an höherem Ort ausgetragen, während über des Advokaten Seele gerichtet wird.
Informationen:Die Erstsendung war für 20:55–22:25 Uhr angekündigt, die tatsächliche Sendezeit wich laut Sendeprotokoll aber geringfügig ab.
Figuren und Sprecher:
Produktionsdaten:08.11.1957, 12:30 Uhr: Aufführung von
Cenodoxus und
Das Triptychon von den Heiligen Drei Königen vor Redakteuren des
Bayerischern Rundfunks
21.12.1957, 13:00 Uhr: Aufführung von
Die Schwäbische Schöpfung vor Redakteuren des
Bayerischern Rundfunks
22.02.1958, 9:30 Uhr: neuerliche Aufführung von
Cenodoxus für die Redaktion des
Bayerischern Rundfunks
17.03.1958, 7:45 Uhr: Abfahrt nach München, Probe
18.03.1958, 8:15 Uhr: Abfahrt nach München, Dreh
20.03.1958, 8:15 Uhr: Abfahrt nach München, Dreh
21.03.1958, 8:15 Uhr: Abfahrt nach München, Dreh
24.03.1958, 8:15 Uhr: Abfahrt nach München, Dreh, Schnitt und Sendung
Dama und Mariscus
[© Bayerischer Rundfunk, Screenshot]
Panurgus, Asteroth und Hypocrisis
[© Bayerischer Rundfunk, Screenshot]
Schutzengel Albertus (unten rechts) sucht in Notre Dame den Rat von Erzengel Michael (l.)
[© Bayerischer Rundfunk, Screenshot]
Cenodoxus und Phillis
[© Bayerischer Rundfunk, Screenshot]
Cenodoxus und Dama
[© Bayerischer Rundfunk, Screenshot]
Philaretes und Mariscus
[© Bayerischer Rundfunk, Screenshot]
Die Ordnungshüter Dropax (r.) und Smilax (l.) befragen Navegus (hier verkleidet als Schiffbrüchiger)
[© Bayerischer Rundfunk, Screenshot]
Panurgus (verkleidet als Pandolfo) und Albertus
[© Bayerischer Rundfunk, Screenshot]
Cenodoxus ist zwischen der höllischen Hippia und Magda, seinem Gewissen, hin und her gerissen
[© Bayerischer Rundfunk, Screenshot]
Der aussätzige Bettler Ptochus, der Schüler Naseo, der Bettler Navegus (als halber Mohr verkleidet), der vertriebene und verstümmelte Bettler Exoristus, der Schüler Labeo und Philaretes sind in Sorge um den erkrankten Cenodoxus.
[© Bayerischer Rundfunk, Screenshot]
Der Tod kommt zu Cenodoxus
[© Bayerischer Rundfunk, Screenshot]
Nach dem Tod des Advokaten versammeln sich die Mächte um sein Lager, die Zeit seines Lebens um ihn gerungen haben.
[© Bayerischer Rundfunk, Screenshot]
Cenodoxus kniet vor seinem Richter und seinen vier Schöffen. Luzifer erhebt die Anklage, während Magda und Albertus für den Angeklagten sprechen.
[© Bayerischer Rundfunk, Screenshot]
Zum Schrecken der Trauergemeinde erklingt aus Cenodoxus' Sarg noch einmal dessen Stimme und kündet von seiner Anklage und Verdammnis.
[© Bayerischer Rundfunk, Screenshot]